Die DS-Gruppe entwickelt sich beständig weiter. Dafür suchen wir starke Partner in den Geschäftsfeldern Chemie und Energie – aber auch verstärkt innovative Start-ups und Start-up-Beteiligungen in den Bereich Green Tech und Nachhaltigkeit. Diese Strategie zeigt erste Früchte: Die jungen Unternehmen Lynatox GmbH und die SCS Holding GmbH mit ihrer Tochter ELAPRO GmbH & Co. KG sind Teil der DS Familie. Wir haben die Gründer Gerrit Christiansen und Daniel Martschoke gefragt, wie es dazu kam und wie sie von der Zusammenarbeit mit der DS-Gruppe profitieren.
Herr Christiansen, Herr Martschoke, erklären Sie mal in weniger als 10 Sätzen, was Ihr Unternehmen macht und was die Geschäftsidee ist.
Gerrit Christiansen (ELAPRO GmbH & Co. KG)
Wir produzieren Flüssigkunststoffe, mit denen Kunden vor allem Flachdächer abdichten können. Unser Flüssigkunststoff ist eine Alternative zum Schweißen oder zu klassischen Dachbahnen. Mit diesem Flüssigkunststoff können Handwerker deutlich komfortabler und flexibler arbeiten. Außerdem entwickeln wir flüssige Dicht- und Klebstoffe für die Automobilindustrie. Unsere Kompetenz basiert deswegen auf ungefähr 3500 eigenentwickelten Formulierungen. Früher lag unser Fokus auf Korrosionsschutz, Farben, Lacken und Beschichtungen. Aber als mein Kollege Bernd Merle und ich 2015 in das Unternehmen gekommen sind, haben wir das Geschäftsmodell und die Strukturen vollkommen umgekrempelt. Wenn man es also genau nimmt, gibt es die heutige ELAPRO schon viele Jahre, aber unser aktuelles Geschäftsmodell und die Strukturen im Unternehmen sind alle sehr dynamisch und agil.
Daniel Martschoke (Lynatox GmbH)
Kurz gesagt: Wir haben eine chemische Methode entwickelt, Wasser und Luft kosteneffizient und nachhaltig zu reinigen. Wir haben einen Katalysator entwickelt, mit dem wir Wasser von organischen Schadstoffen reinigen können. Schadstoffe sind in diesem Fall Geruchsstoffe, Farbstoffe, Giftstoffe, Medikamentenrückstände, Herbizide, Pestizide oder multiresistente Keime. Dazu entwickeln wir bei Lynatox die Basistechnologie und Applikationen in verschiedenen Bereichen. Das Verfahren ist die „Photokatalyse“, also eine chemische Reaktion mittels Lichteinwirkung. Dabei entstehen als harmlose Endprodukte ausschließlich Kohlenstoffdioxid und Wasser.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Diersch & Schröder?
Daniel Martschoke
Wir hatten ein Experiment mit einem kugelförmigen Granulat durchgeführt. Dabei stellten wir fest, dass wir mit diesem Granulat – durch die Hinzunahme von Sonnenlicht – auch Mineralöl im Wasser abbauen können. Wir können diese schwimmfähigen Granulatkugeln ins Wasser geben, sie saugen das Öl auf und bauen es komplett ab. Dies konnten wir in Experimenten nachweisen und dokumentieren. Über ein befreundetes Unternehmen kamen wir mit Diersch & Schröder in Kontakt.
Gerrit Christiansen
Wir waren mit einem anderen Unternehmen in Bremen in Gesprächen. Die haben dann aber gesagt: Stellt euch mal bei Diersch & Schröder vor. Denn sie wussten, dass Diersch & Schröder sich in dieser Technologiesparte breiter aufstellen will. Wir hatten da schon einige Zeit gesucht, aber keinen geeigneten Partner gefunden, mit dem wir auf Augenhöhe sprechen konnten. Dann kam Diersch & Schröder – und war von unserer Idee, unseren Unterlagen und der Technik überzeugt.
Und wie verlief der Kennenlernprozess? Wussten alle Beteiligten bereits, was sie wollten?
Gerrit Christiansen
Ich habe Jan Christiansen, den CEO der Diersch & Schröder Holding, in Wolfsburg kennengelernt. Das war ein erster Austausch, auf den weitere sehr konstruktive Treffen folgten. Termine, Fristen und Abmachungen wurden penibel eingehalten, was nicht selbstverständlich zwischen so ungleich großen Partnern ist.
Alles ging während des Kennenlernprozesses und der Transitphase sehr viel schneller, als wir anfangs dachten.
Daniel Martschoke
Auch bei uns wurde es nach der Kontaktaufnahme schnell konkret. Ein Team von Diersch & Schröder hat uns besucht und wir haben unsere Technologie noch einmal vorgestellt. Zuerst dachten wir eher an eine Kooperation im Sinne einer Vertriebspartnerschaft. Aber Diersch & Schröder haben sehr früh klargemacht, dass sie Interesse an einer umfassenden Beteiligung hatten. Wir waren zu diesem Zeitpunkt in der ersten Finanzierungsrunde – aber Diersch & Schröder bot an, alle Anteile unserer bisherigen Investoren zu übernehmen.
War das ein Grund, sich für Diersch & Schröder zu entscheiden?
Daniel Martschoke
Ausschlaggebend war für uns, dass Diersch & Schröder felsenfest von unserer Technologie überzeugt ist. Schon im zweiten Gespräch zwischen uns und Diersch & Schröder war allen klar, wie viel Potenzial hinter der Technologie steckt. Eine Aussage aus der Unternehmerfamilie von Diersch & Schröder war dann ganz zentral:
„Wasser könnte das neue Öl der Zukunft sein.“ Spätestens nach diesem Satz war klar: Hier besteht ein ernst gemeintes Interesse an einer sehr langfristigen Zusammenarbeit.
Gerrit Christiansen
Es ist die ganze Mentalität. Wir sind ein vergleichsweise kleines Unternehmen, mit einer ganz anderen Organisationsform und noch nicht so gewachsenen Strukturen – trotzdem hat Diersch & Schröder mit uns auf Augenhöhe gesprochen. Das war beeindruckend. An so ein großes, gewachsenes Unternehmen anzudocken ist nicht leicht. Diersch & Schröder hat viel Zeit investiert, um es uns so leicht wie möglich zu machen. Auch wie stark sich die Geschäftsführung der Diersch & Schröder persönlich eingebracht hat – das habe ich so noch nicht erlebt. Ich habe immer auf den Haken gewartet, der kam aber nicht. (lacht)
Was war Ihnen noch wichtig an Diersch & Schröder als Partner?
Gerrit Christiansen
Wir suchten vor allem einen strategischen Partner mit Erfahrung, von dessen Netzwerk, Strukturen und Know-how wir profitieren können. Gerade im Bereich Automotive brauchten wir unbedingt einen Partner. Diersch & Schröder als Investor möchte echte Hilfe leisten, das Geschäft strategisch unterstützen und weiterentwickeln. Auch das ist nicht selbstverständlich.
Daniel Martschoke
Wir finden die hanseatische Unternehmenskultur toll. Diersch & Schröder strahlt Vertrauen aus, wir hatten schnell das Gefühl, es mit „achtbaren Kaufleuten“ zu tun zu haben. Wir schätzen diese verbindliche und ehrliche Art. Und dann das, was auch Herr Christiansen gerade sagte: Diersch & Schröder sieht das ganze Unternehmen und die vielfältigen Möglichkeiten, nicht nur ihr eigenes Geschäftsfeld. Es geht um die Technologie, wie sie konkret im Bereich Mineralöl funktioniert, aber auch darüber hinaus.
Haben Sie das Gefühl, als kleines, agiles Unternehmen den großen Mittelständler auch kulturell zu bereichern?
Gerrit Christiansen
Für Diersch & Schröder sind wir ein Katalysator, wenn es um neue Start-ups geht. Mit ihnen können wir in Direktkontakt gehen, können sie dabei unterstützen, sich zu integrieren.
Wir sind eine Art Bindeglied zwischen der Holding und neuen Beteiligungen im Bereich Young Business. Denn wir haben diese Erfahrung schon gemacht.
Diersch & Schröder möchte sich ja weiter an Start-ups beteiligen. Durch uns lernt die Holding jetzt schon einmal, auch mit agileren Strukturen umzugehen und noch bessere Schnittstellen zu finden.
Sie haben einen großen Teil Ihrer Autonomie behalten. War das eine Bedingung für Sie, um mit Diersch & Schröder zusammenzuarbeiten?
Daniel Martschoke
Das war bei uns von Anfang an klar, auf beiden Seiten. Diersch & Schröder wusste von Anfang an, dass die Kompetenzen in unserem Team der Unternehmenswert schlechthin sind. Und diese Kompetenz entfaltet sich nur in großer Unabhängigkeit.
Gerrit Christiansen
Diese Erfahrung haben wir auch gemacht. Ich würde sogar sagen: Es war eher eine Bedingung von Diersch & Schröder. Denn Diersch & Schröder ist ja vor allem an Ideen, Visionen und den damit verbundenen Menschen interessiert. Und die Ideen und die Visionen sind eben ganz eng an die Leute und deren Handlungsmöglichkeiten geknüpft. Innovation ist ja gerade der Grund für die Beteiligung – und die wäre ohne Autonomie stark eingeschränkt. Vor allem im Rechnungswesen ist Diersch & Schröder aber eine enorme Unterstützung. Wir haben das fast ganz an die DS Holding outgesourced. Diese Transparenz ist ein Vorteil. Das setzt Vertrauen auf beiden Seiten voraus. Und dieses Vertrauen war sehr schnell da.
Was würden Sie Start-ups empfehlen, die auf der Suche nach Investoren und Partnern sind?
Gerrit Christiansen
Es ist in meinen Augen nie falsch, recht früh Möglichkeiten abzuklopfen. Und wenn Sie das sehr früh machen, gehen Sie offen da ran. Sagen Sie potenziellen Investoren, dass Sie noch in einer sehr frühen Phase sind und dass Sie noch nicht genau wissen, ob und wann Sie einen Investor brauchen. Die andere Frage ist: Wofür brauche ich den Investor? Zum Überleben etwa? – Heißt das, ich muss den Laden schließen, wenn ich niemanden finde? Oder geht es um Expansion? Bei uns war es Letzteres. Und in dem Falle kann ich nur sagen: Nehmen Sie nicht jeden. Und wenn ein großer Investor mal absagt, fragen Sie ihn, warum. Fordern Sie Feedback ein.
Daniel Martschoke
Gerade Unternehmen in den neuen Technologien bekommen häufig Förderungen von Bund und Ländern. Diese sehr hilfreichen Förderungen sind allerdings an den Status als „KMU“ geknüpft. Da müssen Sie aber aufpassen, dass das KMU-Kriterium nicht durch die Beteiligung eines Investors wegfällt. Das sollten Start-ups unbedingt mitdenken, wenn sie nach Investoren suchen.