Etablierte mittelständische Unternehmen kennen ihre Märkte und Kunden und antizipieren daher auch Trends. Doch nicht immer können sie auf Entwicklungen aus eigener Kraft und schnell genug reagieren. Dann kann es sinnvoll sein, mit Start-up-Unternehmen zu kooperieren. Die 10 wichtigsten Gründe für solche Kooperationen lesen Sie in diesem Artikel.
Der Mittelstand mit seinen fast 3,5 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – rund 99,6 Prozent aller unternehmenssteuerpflichtigen Firmen gehören hierzulande zum Mittelstand. Sie haben ein umfassendes Know-how in ihrem Geschäftsbereich und auch oft lange Traditionen.
Vor allem Themen der Digitalisierung werden eher von Start-ups beherrscht. Dies bietet eigentlich Potenzial zur Kooperation von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) und Start-ups. Doch wenn beide zusammenkommen, treffen sehr unterschiedliche Kulturen aufeinander: Mittelständische Unternehmen wirtschaften mit langfristigen Zielen im Blick, binden und fördern ihre Mitarbeiter über lange Zeiträume – und oft sogar über Generationen. Oft sind es Familienunternehmen, die ihre Expertise stetig und strategisch weiterentwickeln.
Kennzeichen von Start-ups
Start-ups werden häufig von „normalen Existenzgründungen“ dadurch abgegrenzt, dass sie über ein innovatives Geschäftsmodell, hohe Geschwindigkeit in der Umsetzung, Skalierbarkeit und ein extrem schnelles Wachstum verfügen. Sie arbeiten agil, dynamisch und kreativ – und sind häufig Exit-getrieben.
Start-ups sind heute überwiegend im Technologie- und Internetsektor tätig. Typische Branchen sind der Online-Handel, Software-Services, Finanztechnologie, Biotechnologie, Nanotechnologie, neue Fertigungsverfahren sowie der gesamte Bereich von Industrie 4.0.
Wie Mittelstand und Start-up voneinander profitieren
Mittelständische Unternehmen und Start-ups unterscheiden sich zwar in vielerlei Hinsicht, können aber gegenseitig voneinander profitieren.
- Mittelständler können Aufgaben outsourcen, die spezielles Know-how erfordern.
Manchmal fehlt mittelständischen Unternehmen die Kompetenz oder Agilität für die Umsetzung einer innovativen Idee. Das hemmt ihre organische Weiterentwicklung. KMUs profitieren dann vom Outsourcing von Spezialaufgaben an Fachleute mit spezieller Expertise und gleichzeitig von deren Dynamik.
- Ready to go/ Time-to-market
Start-ups haben ein marktreifes Produkt und genau die erforderliche Expertise, um eine Entwicklung weiterzutreiben. Der Vorteil: Das Start-up hat den Markt bereits gründlich analysiert, besitzt einen Businessplan sowie qualifizierte Mitarbeiter und ist bereit für die Umsetzung. Die Kooperation mit einem etablierten Unternehmen kann damit zügig beginnen.
- Engagement sichert die Expertise des Start-ups für Mittelständler – bevor es andere tun
Damit Start-ups ihre Geschäftsidee umsetzen können, fehlt es meist am notwendigen Kapital, Kontakten und häufig auch klaren internen Strukturen. Daher sind Start-ups auf der Suche nach Kooperationspartnern. Die Kapitalgeber wiederum sichern sich so einen Anteil an einer bahnbrechenden neuen Technologie oder innovativen Geschäftsidee.
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Start-ups bieten schnellen Zugriff auf spezielles IT-Know-how
Die Entwicklung im Bereich IT und Digitalisierung ist sehr dynamisch und der Aufbau eigener Abteilungen dafür oft zu schwerfällig. Dann können Sie auf das spezialisierte Know-how von Start-ups zurückgreifen.
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Mittelständler profitieren von der kreativen Arbeitsweise der Start-ups
Die Arbeitsweise in KMUs ist vergleichsweise festgelegt und bedingt durch die Unternehmenskultur sowie langjährige Praxis. Start-ups sind in dieser Hinsicht wesentlich flexibler. Das ist ein Vorteil. Denn mittelständische Unternehmen können diese Kreativität für sich nutzen – und vielleicht sogar davon lernen.
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Start-ups bieten die Möglichkeit, Ideen in der Umsetzung zu testen
Die Zusammenarbeit mit Start-ups bietet die Möglichkeit, neue Ideen auszuprobieren. Die Planung, die Marktanalyse und die Vorbereitungen für die Umsetzung hat das Start-up bereits hinter sich. Deshalb kann es gleich losgehen mit der Umsetzung – und mit dem ersten wichtigen Realitätscheck.
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Mittelständler profitieren von der Geschwindigkeit des Start-ups
Start-ups haben in aller Regel eine ausgeprägte digitale Kompetenz. Dies bringt an vielen Stellen eine sehr viel größere Schnelligkeit im Vergleich zu etablierten Unternehmen mit sich. Dieses Tempo können Unternehmen bei einer Kooperation nutzen.
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Echter Unternehmergeist verbindet Mittelstand und Start-ups
Die große Gemeinsamkeit von Start-ups und Mittelstand: Beide sind getragen von jeder Menge Unternehmergeist. Sie verstehen die Bedeutung und den Wert einer innovativen Idee und haben den ausgeprägten Willen, diese Idee umzusetzen und auf den Markt zu bringen. Auch Themen wie Risiko oder Markteroberung sind beiden Unternehmensformen geläufig. Während Start-ups noch am Anfang stehen, haben KMUs ihnen einfach schon Zeit voraus – oft haben sie sogar viele über Generationen hinweg Erfahrungen gesammelt und dabei einen soliden Kundenstamm aufgebaut. Vom langjährigen Kundennetzwerk der Mittelständler profitieren wiederum Start-ups, die noch am Anfang von dauerhaften Geschäftsbeziehungen stehen.
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Start-ups helfen, Innovationshemmnisse im Mittelstand zu überwinden
Innovationshemmnisse im Mittelstand sind unter anderem auf fehlende Innovationsfähigkeit zurückzuführen, auf mangelnde Digitalisierung oder auch auf fehlende Mitarbeiter. Durch die Investition in Start-ups können KMUs klassische Innovationshemmnisse überwinden und so ihren Wettbewerbsvorteil erhalten.
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Engagement von mittelständischen Unternehmen bringt Rendite
Mittelständische Unternehmen können Start-ups durch ihre Investition helfen, sich auf dem Markt zu etablieren. Das Engagement kann dann eine beträchtliche Rendite generieren. Andererseits darf dies kein „teures Hobby“ werden, da Mittelständler in der Regel nur begrenzt Risiko auffangen können.
Stärken des Mittelstands, von denen Start-ups profitieren können
Mittelständische Unternehmen sind oft inhabergeführte Familienunternehmen, die langfristige Kundenbeziehungen aufbauen und ihr Engagement risikobewusst und strategisch planen. Sie haben kurze Entscheidungswege und können flexibel agieren. Sie verfügen über exzellent geschultes Personal, eine solide Kundenstruktur und genaue Kenntnis des Markts.
Start-ups in einer mittelständisch organisierten Holding
Gründer eines Start-ups haben oft von vornherein den Plan, das Unternehmen nach erfolgreicher Etablierung auf dem Markt zu verkaufen. Die Start-up-Unternehmer wenden sich dann neuen Projekten zu.
Wenn es zu einer Holding für mittelständische Unternehmen passt, kann es daher sinnvoll sein, früh einzusteigen. Es gibt Start-ups die Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und ihre Kompetenz gleich in mehreren KMUs einzubringen. Damit entstehen auch Synergieeffekte in der Holding. Verschiedene Formen der Kooperation von mittelständischem Unternehmen und Start-up sind dabei denkbar: klassische Zuliefererbeziehung, Projektkooperationen oder Beteiligungen. Das ist profitabel für beide Seiten – echtes Win-Win eben.